Aktionsplan Pflanzenschutzmittelreduktion 2028
Praxis beweist: Halbierung der Herbizide ist möglich

Feld, auf das durch Düsen Flüssigkeit gespritzt wird

Der Freistaat Bayern hat sich das Ziel gesetzt, die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln bis zum Jahr 2028 zu halbieren. Damit soll der Nationale Aktionsplan (NAP) zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln umgesetzt werden, der dem Wunsch der Bevölkerung nach mehr Umwelt- und Verbraucherschutz Rechnung trägt.

Der Bayerische Aktionsplan Pflanzenschutzmittelreduktion 2028 beschränkt sich aber nicht darauf, den Landwirten vorzuschreiben, den Gebrauch von Pflanzenschutz einzuschränken. Gleichzeitig sollen die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und die Landesanstalt für Landwirtschaft erkunden, wie dieses Ansinnen praxistauglich umgesetzt werden kann.

So wurde das Bayerische Sonderprogramm Landwirtschaft (BaySL) erweitert, um automatisch gesteuerte Hackrahmen und Hackroboter finanziell fördern zu können. Diese Präzisionstechnik ermöglicht eine nahezu punktgenaue Ausbringung der Mittel auf die Pflanzenreihen. Dies ersetzt das flächige Spritzen eines Feldes, bei dem ein hoher Anteil der Herbizide auf Zwischenflächen, also auf Ackerboden ohne Bewuchs trifft.

Ideen aus der Praxis

Erfahrungsgemäß kommen gute Lösungen häufig von den Praktikern, von den Tüftlern, die tagtäglich mit gewissen Herausforderungen konfrontiert sind und dafür individuelle Lösungen entwickeln. So wird beispielsweise auf dem Betrieb von Manfred Haberl in Aiterhofen seit Jahren das Unkraut, das zwischen den in Reihen gesäten Zuckerrüben wächst, durch maschinelles Hacken entfernt. Die benötigten Herbizide werden nur auf dem so genannten Band, also exakt auf die Zuckerrübenpflanzen, gespritzt. Mit der entsprechenden Technik und einiger Routine können bis zu 50 Prozent der Pflanzenschutzmittel eingespart werden.

Technische Voraussetzungen

Eine herkömmliche Bandspritzung findet mit Maschinen statt, die auf einer Breite von sechs oder neun Metern arbeiten. Das kostet Zeit. Deshalb entschied sich Betriebsleiter Manfred Haberl, eine leistungsfähige Präzisionsspritze zu kaufen, die es mit einer Arbeitsbreite von 15 bis zu 36 Metern gibt. Seit dem Jahr 2015 ist somit auf sämtlichen seiner Rübenflächen eine deutlich schnellere Bandspritzung möglich.

Voraussetzung für den Einsatz der großen Spritze ist allerdings, dass die Rüben mit einem GPS-System mit RTK-Genauigkeit gesät wurden. RTK (= Real Time Kinematic) ist eine ergänzende Technik, die die Genauigkeit von GPS-Positionsmessungen verbessert. Diese Technik ermöglicht die schnurgerade Saat mit exaktem 50-Zentimeter-Abstand der einzelnen Rübenreihen über die gesamte Spritzbreite. Für die Bandspritzung wird eine zusätzliche Düse mit einem geringeren Spritzwinkel verwendet. Essenziell ist eine permanente Abdeckung der Fläche mit dem RTK-Signal. Es ist die Voraussetzung für ein schmales Hackband, was bedeutet, dass zwischen den Rübenreihen und nur dort in gerader Linie Unkraut gehackt wird und anschließend ebenso exakt die Rübenreihen gespritzt werden.

Praxis verdeutlicht Vor- und Nachteile

Die eingesetzte Menge an Pflanzenschutz hat sich mit der beschriebenen Methode tatsächlich halbiert. Allerdings gibt es auch Nachteile der Methode, wie die Praxis verdeutlicht. Ein Gewitter, das nach einem Hackgang niederging, zeigte, dass für die eben gehackten Zwischenbereiche eine enorme Erosionsgefahr besteht: Die aufgelockerte Erde kann sehr leicht abgeschwemmt werden.

Dieses Beispiel zeigt, dass es schon jetzt innovative und gleichzeitig praktikable Ideen gibt, wie Pflanzenschutzmittel reduziert werden können. Ämter, Landwirte und Landtechnikunternehmen arbeiten an den Lösungen für diese Aufgabe.

Ansprechpartner

Andreas Liebl
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