Gäste von der grünen Insel
Irische Landwirtschaftsberater zu Besuch in Niederbayern

Neun Landwirtschaftsberater in einem KompostierstallZoombild vorhanden

Im Kompostierstall. Fotos © Josef Niedermeier, AELF RG

Eine Woche lang bereisten neun Berater aus ganz Irland Deutschland. Fünf Iren waren mit Florian Graf vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Deggendorf-Straubing, Johann Zimmermann von der Führungsakademie in Landshut und Josef Niedermeier vom AELF Regen unterwegs.

Einen Tag lang schauten sie sich gängige Stallformen und Direktvermarktungsstrukturen mit dem Schwerpunkt Grünland und Milchvieh in den Landkreisen Deggendorf, Regen und Freyung-Grafenau an.

Dabei staunten die Iren über die „penibel gepflegten“ bayerischen Hofstellen und Dörfer. Sie erkundigten sich, wie sich dies rechne, wenn so viel Geld in Gebäude investiert werde. Als EU-Mitglieder unterliegen die Iren wie die Deutschen beziehungsweise Bayern den gleichen Auflagen, haben mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen, beispielsweise mit der Düngeverordnung – ein Aha-Effekt für die niederbayerischen Landwirte.

Geringere Förderung in Irland

Auch das Fördersystem ist das gleiche, doch liegen die Iren 20 bis 30 Prozent unter der bayerischen Förderung. So beträgt die Ökoprämie in Irland 250 Euro und ist auf maximal 70 Hektar gedeckelt, hieß es. In Bayern gibt es 284 Euro für Grünland und keine Flächendeckelung. Außerdem werde die flächengebundene Tierhaltung mit zwei GV pro Hektar in Irland strikt umgesetzt. Wer nicht ausreichend Fläche besitze, dürfe seinen Viehbestand nicht aufstocken, erklärten die Berater.
Das Fachniveau sei vergleichbar, ebenso der Milchpreis. Das System der Landwirtschaftsverwaltung funktioniere ähnlich wie in Bayern, nur würde man sich in Irland mehr um Produktionstechnik kümmern, was in Bayern das Landeskuratorium Bayern (LKV) oder der Erzeugerring leisteten.

Stallsysteme im Vergleich

Personen stehen in einer Privatmolkerei.Zoombild vorhanden

In der Hofmolkerei

Auf dem Betrieb Grubmüller in Schöllnach besichtigte die Gruppe den Kompostierungsstall und lernte damit das höchste Tierwohllevel kennen, das es derzeit im Stallbetrieb gibt. Familie Wilhelm in Grainet bei Waldkirchen gab Einblicke in die Biomilchviehhaltung im Laufstall und auf der Weide sowie die Verarbeitung in der Hofmolkerei und -käserei. Der Nebenerwerbsbetrieb Raith in Kirchdorf im Wald informierte über die Arbeit mit 25 Kühen im Anbindestall, mit drei mobilen Legehennenställen und Direktvermarktung.

200 Weidetage in Irland

Bei den Besuchen zeigten sich die Kontraste zwischen den beiden EU-Ländern. So stehen die Rinder infolge des milden irischen Klimas im Februar schon wieder auf der Weide, was mindestens 200 Weidetage pro Jahr bedeutet. In Bayern bringt man es dagegen auf höchstens 120 Weidetage im Jahr. Auch gibt es in Irland so gut wie keine Direktvermarktung. Die Milch wird konsequent an die Molkerei geliefert. Nur in größeren Städten haben sich einige Landwirte zu kleineren Vermarktungszusammenschlüssen vereinigt. Dafür wird in Supermärkten und Discountern deutlich sichtbar auf landwirtschaftliche Produkte aus Irland verwiesen.
Den vielleicht größten Kontrast gab es bei der Mittagspause. Die Niederbayern staunten gehörig, als ihre irischen Kollegen Weißwürste und Schweinshaxen verweigerten. Die Erklärung: Iren mögen kein Schweinefleisch, essen nur Rind und Huhn. Mal sehen, wie es den Bayern in Irland schmeckt. Der Gegenbesuch auf der grünen Insel steht vom 4. bis 8. Juni an.