Bewässerung und Pflanzenschutz, Agri-Photovoltaik und Bürokratie
Amtsleiter und Regierungsmitglieder besuchen Betriebe im Kreis Straubing-Bogen

Menschen stehen unter einer hohen Stahlkonstruktion.Zoombild vorhanden

© Franziska von Krezmar

Die Herausforderungen, denen sich Landwirtinnen und Landwirte tagaus tagein stellen müssen, werden nicht weniger. Über kreative Lösungsansätze informierte sich Regierungspräsident Rainer Haselbeck während einer Exkursion im Oktober 2023 zu vier Betrieben im Landkreis Straubing-Bogen, organisiert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf-Straubing unter der Leitung von Josef Groß.

Mit dabei waren die niederbayerischen Amtsleiterinnen und Amtsleiter und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Regierung von Niederbayern.
Los ging es am Ackerbaubetrieb Franz Schreyer in Straubing. Die Familie Schreyer baut Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben an und führt einen Hofladen. Die Delegation erhielt Einblick in die Sortierung und Lagerung der Kartoffeln.

Zwei Männer im GesprächZoombild vorhanden

© Franziska von Krezmar

Bürokratie bremst Arbeit
Kreisobmann Schreyer nannte Folgen überbordender Bürokratie. Diese bremse den täglichen Arbeitsablauf und treibe Landwirtsfamilien mitunter in rechtlich prekäre Situationen. "Hinsichtlich der Bürokratie sitzen wir alle in einem Boot", sagte Regierungspräsident Rainer Haselbeck. Auch die Verwaltung habe wenig Interesse an immer mehr bürokratischen Vorgaben. Die Fülle an Vorschriften sei ein Zeichen dafür, dass die Politik versuche, sichere und gerechte Bedingungen für möglichst viele zu schaffen.
Wassermangel gefährdet regionalen Kartoffelanbau
Auf Franz Lehners Betrieb in Rain-Bergstorf, einem Ackerbaubetrieb mit Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Zwiebeln und Mais, stand ein Thema im Mittelpunkt, das angesichts des Klimawandels mehr und mehr in den Fokus rückt: Bewässerung. Lehner, der bei Bedarf Kartoffeln und Zwiebeln beregnet, sieht infolge der reduzierten Wasser-Entnahmemengen den Kartoffelanbau in der Region in Gefahr. Die Situation habe sich verändert, sagte der Landwirt: Beregnet habe man immer schon, nur sei jetzt mangels Niederschlägen weniger Wasser vorhanden.
Personen besichtigen einen geöffneten Brunnenschacht am Rand eines Ackers.Zoombild vorhanden

© Franziska von Krezmar

Lehner erläuterte, dass bereits bestehende Brunnen in einem aufwändigen Prozedere regelmäßig neu beantragt werden müssten. Neue Brunnen würden nicht mehr genehmigt und selbst Brunnen, die nur wenige 100 m auseinander lägen, müssten einzeln beantragt und genehmigt werden. Ein flexibler Einsatz der benötigten Wassermengen sei damit unmöglich.
Reduzierte Pflanzenschutzmengen sind möglich
Dass innovative Technik erhebliche Einsparungen an Pflanzenschutzmitteln erlaubt, zeigte Jakob Berg in Feldkirchen-Innerhienthal. Auf dem Ackerbaubetrieb mit Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Mais läuft ein Versuch, Herbizide im Zuckerrübenanbau mit weniger Pflanzenschutzmitteln in den Griff zu bekommen.
Hintergrund für diesen Ansatz sind laut Berg wachsende Herbizidresistenzen von Beikräutern bei gleichzeitig immer weniger zugelassenen Wirkstoffen. Dazu komme der politische Wille, Pflanzenschutzmittel zu halbieren, sagte Berg. Derzeit werde in einem Praxisprojekt des Verbands bayerischer Zuckerrübenanbauer, finanziell gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Kombination von Bandspritze und Hacke erprobt sowie alternativ der Einsatz von Spot Spraytechnik mit präziser Einzelpflanzenerkennung und der punktgenauen Ausbringung chemischen Pflanzenschutzes. Auf der Versuchsfläche von 180 ha, seien mehr als 20 Landwirte beteiligt.
Hochspezialisierte Technik
Eine eigens von der Firma Horsch-Leeb konstruierte Bandspritze mit 18 m Arbeitsbreite erlaubt bei einem auf eine Breite von 20 cm eingestellten Spritzband eine exakte Herbizidapplikation auf der Rübenreihe. Nach dem Überfahren mit der Bandspritze folgt das 12-reihige, 6 m breite Hackgerät der Firma Horsch, das mit Standardausrüstung aus Gänsefußscharen, Kulturschutzscheiben und Nachlaufstriegel arbeitet. Eine Kamera steuert die präzise Ausrichtung der Bandspritze und der Hacke, eine Beleuchtung ermöglicht die Arbeit bei Nacht. Verglichen mit der Flächenspritzung können so 60 Prozent der Herbizide eingespart werden, erläuterte Berg.
Menschen stehen um ein landwirtschaftliches Gerät: eine Hacke zur Unkrautbekämpfung.Zoombild vorhanden

© Franziska von Krezmar

Noch laufen die Versuche, so dass eine abschließende Bewertung aussteht. Die Delegation zeigte sich beeindruckt, erkannte aber auch, wie aufwändig und teuer es ist, nur für ein einziges Problem – in diesem Fall Unkrautbekämpfung im Zuckerrübenanbau – Lösungen zu entwickeln, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln halbieren.
Strom und Lebensmittel von einem Feld
Weiteres Ziel war der Industriebetrieb Krinner in Straßkirchen, der Agri-Photovoltaik-Anlagen projektiert und erstellt. Agri-Photovoltaik (APV) bezeichnet die Kombination aus Landwirtschaft und Stromerzeugung auf einer Fläche. Unter den hoch aufgeständerten Photovoltaik-Anlagen können landwirtschaftliche Maschinen, selbst Zuckerrübenvollernter, problemlos fahren, wie sich auf der Testanlage auf dem Firmengelände zeigte. Der Landwirt kann schätzungsweise 90 Prozent der betreffenden Fläche bewirtschaften und gleichzeitig Strom erzeugen. Die verbleibenden zehn Prozent, die aufgrund der Unterkonstruktion nicht mehr landwirtschaftlich bearbeitet werden können, dienen Insekten als Lebensraum. Die neuen Systeme, die noch erprobt werden, funktionieren technisch gut, sind aber aufgrund der hohen Baukosten und der zu niedrigen Einspeisevergütung noch nicht wirtschaftlich zu betreiben.
Offenheit für innovative Lösungen
Neuen Ansätzen, wie der kombinierten Nutzung landwirtschaftlicher Flächen müsse man offen begegnen, betonte Regierungspräsident Rainer Haselbeck. Die angesprochenen Themen hätten beispielhaft gezeigt, vor welch großen Veränderungen die Landwirtschaft stehe. "Es ist in unser aller Interesse, diese gemeinsam zu gestalten. Denn es sind unsere Landwirtinnen und Landwirte, die unsere Lebensgrundlage produzieren – unsere Nahrungsmittel."