Naturwälder in Bayern
Neun Hektar Naturwald am Hausstein

Zwei Männer stehen im Wald im NebelZoombild vorhanden

Jürgen Völkl (l.) und Klaus Stögbauer erkunden am Hausstein den Naturwald im Nebel. © Forstbetrieb Bodenmais

Den Naturliebhabern im Raum Deggendorf ist der Hausstein – ein rund 900 m hoher Berg, vom Ruselparkplatz aus gut erreichbar – als Ausflugsziel wohl bekannt. Der Ausblick ins weite Land an klaren Tagen beeindruckt die Besucher ebenso wie die mächtigen, bis zu 200 Jahre alten Buchen, Tannen und Fichten. Weniger bekannt ist, dass hier auf rund neun Hektar der Wald sich selbst überlassen wird. „Eine Art Mini-Nationalpark“, sagt Klaus Stögbauer, Bereichsleiter Forsten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft (AELF) und Forsten Deggendorf-Straubing.

Schutz der Artenvielfalt

Totholz und knorrige Bäume lassen den Wald magisch erscheinen – besonders im Dezembernebel, als Jürgen Völkl, Leiter des Forstbetriebs Bodenmais der Bayerischen Staatsforsten (BaySF), und Klaus Stögbauer den Wald in Augenschein nahmen. „Hier findet kein menschlicher Eingriff statt – die Natur wird sich selbst überlassen,“ erklärt Stögbauer. Der Naturwald sei eine neue Kategorie im Waldnaturschutz mit dem Hauptziel, die Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern. Eingriffe gibt es in diesen Naturwäldern nur, wenn zum Erhalt des Waldbestandes Schädlinge bekämpft werden müssten oder durch absterbende Bäume am Wanderweg Gefahr für Leib und Leben der Waldbesucher besteht.

Zehn Prozent des Staatswaldes als Naturwälder definiert

Im Nachgang des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ wurde festgelegt, dass zehn Prozent der Waldflächen im Besitz des Bayerischen Staates als grünes Netzwerk stillgelegt werden. Dafür wurde im Bayerischen Waldgesetz der neue Artikel 12 a geschaffen. Seither gibt es über ganz Bayern verteilt, mehr als 80.000 Hektar Staatswälder, die nicht bewirtschaftet werden. Dies entspricht gut der zehnfachen Fläche des Chiemsees. Die einzelnen Naturwälder sind zwischen 0,3 Hektar – ein halbes Fußballfeld – und 400 Hektar groß. Naturwälder sollen für die Gesellschaft weiterhin erlebbar bleiben und der Erholung dienen. Außerdem wird in ihnen erforscht, wie sich der Wald ohne Einfluss des Menschen im Klimawandel verändert. Viele der Naturwälder stehen daher unter intensiver wissenschaftlicher Beobachtung und Betreuung.

Naturnahe Baumarten am Hausstein

„Das Gebiet um den Hausstein bot sich besonders gut als Naturwald an, da es sich um einen alten Wald mit naturnaher Baumartenzusammensetzung handelt,“ sagt Jürgen Völkl. Vor allem die alten Buchen und Tannen mit ihren vielen Höhlen und abgestorbenen Ästen würden von Spechten, Fledermäusen und vielerlei Insekten besiedelt. Außerdem liege es nahe am Naturwaldreservat Rusler Wald und könne somit als Trittstein für verschiedene Tier und Pflanzenarten dienen.

BaySF-Grundsatz: Nutzen und Schützen

Grundsätzlich gilt im Bayerischen Staatswald das Motto „Nutzen und Schützen“. Holzernte und Naturschutzmaßnahmen werden im Sinne einer naturnahen Waldwirtschaft, der die Bayerischen Staatsforsten verpflichtet sind, auf einer Fläche durchgeführt. Die Naturwälder werden somit zum Teil eines großen Waldnaturschutzgefüges in Bayern.

Weitere Informationen

Waldnaturschutz
Naturwälder – Bayerns wilde Waldnatur

Buchenwald mit Totholz (© Stephan Thierfelder)

© Stephan Thierfelder

Naturwälder erfüllen den Wunsch nach wilder Waldnatur, nach ungestörten, alten, artenreichen Wäldern, mit stehendem und liegendem Totholz, reich an Biotopbäumen. Naturwälder sind Wald-Juwelen, oft nur eine Radtour entfernt. Die Bayerische Forstverwaltung setzt den Schutz der Flächen um und macht die Wälder für die Bürgerinnen und Bürger behutsam und nachhaltig erlebbar. 

Naturwälder - Staatsministerium Externer Link