Öffentlichkeitsarbeit
Artikelserie rund um den Wald

Der Bereich Forsten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf-Straubing veröffentlicht in Zusammenarbeit mit der örtlichen Presse eine lose Artikelserie "Rund um den Wald".

Im Einzelnen erscheinen Artikel zu nachfolgenden Themen:

  • Eine kleine (oder kurze) Geschichte des Waldes
  • Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf unseren Wald
  • Wald und Gesundheit
  • Artenvielfalt im Wald
  • Der Wald ist voller Schätze
  • Nachhaltige Forstwirtschaft ist angewandter Klimaschutz
  • Wald und Landwirtschaft im Wandel der Zeiten
  • Ein Blick in die Glaskugel - Niederbayerns Wälder am Ende des 21. Jahrhunderts

Eine kleine Geschichte des Waldes

Eiche _ Artikelserie Wald Bearbeitet

Eiche

Unsere Wälder sind im Zuge der Klimakrise mit ins Zentrum des gesellschaftlichen Interesses gerückt. Denn sie speichern das für die Klimaerwärmung verantwortliche Kohlendioxid. Aber wie ist das eigentlich mit unserem Wald? Ist er schon immer so wie wir ihn heute kennen? Um diese Fragen beantworten zu können, blicken wir in die Geschichte des Waldes zurück.
Als das Tertiär, ein Erdzeitalter, das immerhin sechzig Millionen Jahre gedauert hatte, zu Ende ging, bedeckten große Wälder unseren Raum. Sie waren aus vielfältigen Baumarten aufgebaut, heute vergleichbar mit den Wäldern des nördlichen Amerikas und Ostasiens. Dann wurde es kalt, die Eiszeiten kamen. Vier-, wahrscheinlich sogar sechsmal, drangen große Eismassen in unser Gebiet vor. Der Wald konnte nicht weiter existieren und große Tundrenlandschaften entstanden. Mit der Klimaverschiebung verlagerten die Baumarten ihr Areal, sie „wanderten“ nach Süden. Sichere südliche Gefilde erreichten jedoch nur wenige. Für viele Baumarten waren die von Ost nach West verlaufenden Gebirgszüge der Alpen und Karparten unüberwindliche Hindernisse, sie starben aus.
Am Ende der letzten Eiszeit, etwa zehntausend Jahre vor Christus, verbesserten sich die klimatischen Verhältnisse. Unser Raum wurde wieder für Baumarten bewohnbar. Erst kamen Kiefern und Birken, dann Eichen, Ulmen und Fichten und schließlich Buchen und Tannen. Wäre nicht der Mensch aufgetaucht, würden in Deutschland auf großen Flächen Buchen- und Buchenmischwälder vorherrschen, örtlich angereichert mit Kiefer und Tanne. Abgesehen von den Hochlagen des Bayerischen Waldes hätte die Fichte nur minimale Mischungsanteile.
Ohne die jahrhundertelange Förderung der Eiche, begehrt wegen der Eicheln für die Schweinemast, durch den Menschen wäre auch sie nur mit geringen Anteilen am Aufbau der Wälder beteiligt. Zu gering ist ihre Konkurrenzkraft gegenüber der Buche. Eindrucksvoll kann man dies im ältesten Naturschutzgebiets Bayerns, den Ludwigshain bei Kelheim, beobachten. Zum Schutz der altehrwürdigen Eichen wurde der Waldbestand vor rund 100 Jahren aus der Nutzung genommen. Seither nimmt der Eichenanteil ab. Die Eichen brechen aufgrund ihres hohen Alters nach und nach zusammen. Jungeichen wachsen kaum nach, während sich die Buche sehr gut verjüngt und die Eiche verdrängt.
Im Laufe der Jahrhunderte hat der Mensch die Baumartenzusammensetzung stark verändert. In vielen Gebieten dominieren Nadelwälder aus Fichte und Kiefer. Diese Baumarten leiden besonders unter der Klimaerwärmung. Der Waldumbau auf möglichst klimaresistente Baumarten ist daher dringend geboten.

Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf unsere Wälder

Douglasie _ Artikelserie Wald Bearbeitet

Douglasie

Seit dem Jahr 2015 erleben wir jedes Jahr neue Witterungsextreme. Ein Rekordwert jagt den anderen. Als wärmstes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ging das Jahr 2018 in die Geschichtsbücher ein. Mit einer Durchschnittstemperatur von 10,4 Grad Celsius in Deutschland war es das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Vielerorts herrschte extremer Wassermangel. In Niederbayern fielen nur etwa 50% der normalen Niederschläge. Der Begriff „Klimakrise“ war nun in aller Munde.

Waldschäden an Fichte, Kiefer und Buche

Die hohen Temperaturen und der Wassermangel hinterließen ihre Spuren im Wald. Durch Trockenheit und/oder Käfer-bzw. Pilzbefall entstanden flächige Schäden an Fichten und Kiefern. Aber auch die ansonsten robuste Buche war insbesondere auf flachgründigen und trockenen Böden diesen Extremen nicht mehr gewachsen und vertrocknete. Allein für 2018/19 schätzt man die Schadensfläche für Deutschland auf ca. 245000 Hektar mit einem Holzanfall von ca. 160 Mio. Festmeter Schadholz. So mancher fragt sich deshalb, ob unser Wald dem Klimawandel überhaupt standhalten kann.
Der Wald wird sich, soviel steht auf alle Fälle fest, mehr oder weniger stark verändern. In den wärmeren Regionen Bayerns wird sich die Fichte als führende Baumart nicht halten können. Als typische Baumart der nördlichen Hemisphäre setzen der Fichte Trockenheit und Borkenkäfer zu stark zu. In Mitteleuropa sind daher die naturfernen Fichtenreinbestände Schwerpunkt des Waldumbaus. Aber auch die Kiefer, die zwar Trockenheit, aber nicht die hohen Temperaturen verträgt, wird Anteile verlieren. Außerdem müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass selbst die Buche auf trockenen Böden ihre Schwierigkeit hat.

Baumartenvielfalt fördern

Angesichts dieser Veränderungen und Unsicherheiten ist zweifelsohne die Baumartenvielfalt zu fördern. Es gilt, das Risiko zu streuen, denn „wer streut, der rutscht nicht.“ Vorrang genießen hierbei heimische und seltene heimische Baumarten wie zum Beispiel Stiel- und Traubeneiche, Edelkastanie, Kirsche und Walnuss. Nicht verzichten können wir auf den Anbau von alternativen Baumarten, bei denen schon langjährige Erfahrungen gegeben sind. Zu nennen sind hier zum Beispiel Roteiche, Schwarznuss und Douglasie. Darüber hinaus sollten wir unser Wissen über Atlaszeder, Libanonzeder und Baumhasel durch Testanbauten erweitern.
Die Forstwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Naiv wäre es, den Klimawandel zu ignorieren. Durch Risikostreuung, das heißt erstens durch Baumartenvielfalt und zweitens durch Strukturvielfalt können wir jedoch unsere Wälder möglichst gut an den Klimawandel anpassen.

Wald heilt. Natürlich

Rote Bank im Wald

Rote Bank im Wald

Intuitiv wissen wir es alle, der Aufenthalt im Wald tut uns Menschen gut. Nahezu jeder hat es schon erlebt, nach einem Waldspaziergang fühlt man sich einfach besser, man ist entspannt und beruhigt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen inzwischen, Wald hat tatsächlich auf vielfältige Weise einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit. Ausgedehnte Waldspaziergänge senken deutlich messbar den Blutdruck, die Konzentration der Stresshormone Adrenalin und Cortisol sinken. Ebenso verbessern sich japanischen Forschern zufolge unsere Abwehrkräfte, ausgedehnte Waldspaziergänge stärken unser Immunsystem. Therapien von schweren Depressionen wirken besser, wenn sie zum Teil im Wald stattfinden.
In Japan, das in Sachen Waldmedizin zu den Vorreitern gehört, ist das „Waldbaden“ – japanisch Shinrin Yoku- mittlerweile ein Teil der nationalen Gesundheitsfürsorge geworden. Waldbaden bedeutet vereinfacht ausgedrückt, man geht im Wald spazieren, langsam und achtsam, in aller Ruhe, einen Morgen, einen Nachmittag oder einen ganzen Tag lang, eintauchend in die Atmosphäre des Waldes. An einem angenehmen Platz sollte man innehalten und sich dort entspannen.
In Japan gibt es bereits 63 Waldtherapiezentren, von Hokkaido bis Okinawa. Auch in Deutschland gibt es zahlreiche in Planung befindliche Projekte für Kur- und Heilwälder. Auf der Insel Usedom in Mecklenburg-Vorpommern wurde im November 2016 der erste offizielle „Kur- und Heilwald“ mit einer Fläche von 187 Hektar eingerichtet. Er bietet einen Gesundheitsparcours und drei Heilwanderwege, einen davon auch für nicht-sehende Gäste. In Bayern sind aktuell 14 Kur- und Heilwälder geplant.
Ohne Zweifel, die erst seit Kurzem entdeckte Bedeutung des Waldes für unsere Gesundheit wird weiter zunehmen. Immer mehr Menschen wollen in der hektischen und reizüberfluteten Welt und im Zeitalter der digitalen Medien zurück zur Ursprünglichkeit, Entspannung und Achtsamkeit.

Im Wald wächst Vielfalt

Im Wald wächst Vielfalt

Hochstumpf mit SpechtlöchernZoombild vorhanden

Hochstumpf mit Schwarzspechtarbeit

Nicht zuletzt durch das im Jahr 2019 stattgefundene Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ist das Thema „Insektensterben“ in aller Munde. Für einen großen Teil der Gesellschaft ist der Begriff „Biodiversität“ kein Fremdwort mehr. Dem Wald kommt dabei zum Erhalt der Artenvielfalt eine besondere Bedeutung zu. Ist er doch flächenmäßig das bedeutsamste naturnahe Element unserer Kulturlandschaft. Waldbesitzer und Förster tragen daher eine besondere Verantwortung für den Erhalt bzw. für die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt.

Eine naturnahe Forstwirtschaft stellt sich dieser Verantwortung. Im Zuge einer pfleglichen Nutzung der Waldbestände schafft und erhält sie vielfältige Lebensräume für zahlreiche waldtypische Arten.

Erfolge der naturnahen Forstwirtschaft in Bayern

Eichen-BiotopbaumZoombild vorhanden

Eichen-Biotopbaum

Im Zuge der letzten Bundeswaldinventur wurden auch naturschutzrelevante Daten erhoben. Totholz ist dabei das wichtigste Strukturelement unserer Wälder. In Abhängigkeit von Stärkeklasse und Zersetzungsgrad ist es wichtiger Lebensraum für viele Pilze, Pflanzen und Tiere, die wieder für eine Vielzahl von Tierarten (Spechte, Fledermäuse etc.) wichtige Glieder in der Nahrungskette sind. Auf 22,0 Kubikmeter pro Hektar sind die Totholzanteile angewachsen. Mit rund 35 Kubikmeter pro Hektar weisen die staatlichen Wälder die höchsten Totholzvorräte aus. Ein schöner und ein wichtiger Erfolg.

Der eingeschlagene Weg, den Laubholzanteil im Wald zu erhöhen, spiegelt sich deutlich in der Baumartenzusammensetzung der jüngsten Baumgeneration wider. Die bis zu 20 jährigen Jungbestände bestehen inzwischen zur Hälfte aus Laubholz. Auch für die Biodiversität so wichtigen Weichlaubhölzer wie zum Beispiel Birke, Weide und Vogelbeere haben mit 8% einen bemerkenswerten Anteil. Ebenso erfreulich ist der starke Anstieg der über 100 jährigen Bäume. Unsere Wälder werden älter und reifer. Für die biologische Vielfalt eine wichtige und gute Entwicklung.

Förderung der Biodiversität im Wald

Totholz Buche Stehend Artikelserie Wald BearbeitetZoombild vorhanden

Totholz Buche stehend

Mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen können Förster und Waldbesitzer die Artenvielfalt erhalten und fördern. An erster Stelle gilt es, die natürlichen Waldgesellschaften zu erhalten und zu fördern. Stabile Mischwälder, insbesondere unter Beteiligung der Eiche, sind zu begründen. Wie keine andere Baumart fördert die Eiche die Artenvielfalt. Allein an Eichen wurden in Mitteleuropa über 1000 verschiedene Käferarten nachgewiesen. 205 Schmetterlingsarten hat man an ihr gefunden. Soviel wie an keiner anderen Baumart. Zum Vergleich, an der Fichte sind es nur 52 Schmetterlingsarten.

Wichtig ist es weiter, die Strukturvielfalt zu erhalten und zu fördern. Dies kann über Totholzanreicherung, über Biotopbäume, über Lichtschächte und Lücken geschehen.
Letztendlich führt eine Vielfalt von Strukturen und Nischen zur Artenfülle unserer Wälder.

Als Maßnahmen können festgehalten werden:

  • Habitate wie zum Beispiel Mulmhöhlen etc. erkennen und belassen, durch z.B. Markierung von Biotop- und Methusalembäumen
  • Stehendes und liegendes Totholz belassen
  • Weichlaubhölzer in Verjüngungen und Kulturen erhalten
  • Blütenreiche Wegränder im Wald erhalten
Die naturnahe Forstwirtschaft bekennt sich zum Artenschutz im Wald. Eine multifunktionelle Forstwirtschaft hat auch als Ziel, die waldtypische Artenvielfalt zu erhalten. Dieses Ziel wird ein integrativer Ansatz am besten gerecht. Naturnahe Nutzung und Prozessschutzelemente (zum Beispiel Biotopbäume, Totholz) auf ganzer Waldfläche.

Das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm Wald honoriert freiwillige Leistungen für den Natur- und Artenschutz im Wald. Ziel dieser Förderung ist es, die Vielfalt an Arten- und Lebensräumen zu erhalten und zu entwickeln.

Der Wald ist voller Schätze

Unsere Wälder sind nicht nur ein Hort der Artenvielfalt, sie sind auch eine der bedeutendsten Quellen für unsere Geschichte. Gut geschützt unter dichtem Bewuchs haben sich über Jahrhunderte Bodendenkmäler der verschiedensten Art erhalten. Noch gut im Wald erkennbar finden sich Grabhügel, keltische Viereckschanzen, Befestigungsanlagen, Relikte von Siedlungen, Straßen und vieles anderes mehr.

Zeugen vergangener Epochen

Grabhügel Artikelserie Wald BearbeitetZoombild vorhanden

Ein vorgeschichtlicher Grabhügel im Wald des Forstharter Rückens

Menschen früherer Zeiten haben ihre Toten unter runden Aufschüttungen aus Erde oder Steinen bestattet. Diese Grabhügel wurden hauptsächlich während der mittleren und späteren Bronzezeit (1600 - 1200 v. Chr.) und der frühen Eisenzeit (750 - 500 v. Chr.) angelegt. Erhalten haben sie sich bei uns in den Wäldern des Forstharter Rückens.

Zwischen dem 3. und 1. Jahrhundert v. Chr. errichteten die Kelten Viereckschanzen, deren Erdwälle die Erosion von zwei Jahrtausenden überdauert haben. Mehr als zehn Baumgenerationen sind auf den Resten dieser mächtigen Anlagen herangewachsen und wieder vergangen. Die Seiten der Schanzen weisen meist Längen von 80 bis 120 Meter auf. Ihre Verbreitung reicht von der Atlantikküste bis nach Böhmen.
Ihre Deutung ist nicht abschließend geklärt. Durch neuere Untersuchungen ist jedoch gesichert, dass manche der Viereckschanzen dauerhafte bewohnte keltische Gutshöfe oder Mittelpunkte einer ländlichen Siedlung waren. Geschützt vor dem Pflug findet sich der überwiegende Teil der heute sichtbaren und gut erhaltenen Anlagen in Waldgebieten.
Zum Schutz vor Feinden baute der Mensch schon immer Befestigungsanlagen. Reste alter Burgen finden sich in unterschiedlichster Form. Im frühen, zum Teil noch im hohen Mittelalter, wurden Burgen vornehmlich aus Holz und Erde errichtet. Nur wenige Bestandteile waren in Stein ausgeführt. In der Landschaft sind sie daher meist nur noch an Wällen und Gräben erkennbar wie zum Beispiel der Burgstall östlich von Hartham. Eine gewaltige frühmittelalterliche Burganlage findet sich bei Oberpöring. Ihren imposanten Endausbaustand erreichte sie wohl in den Ungarnkriegen des 10. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit drangen die Ungarn immer wieder brandschatzend und plündernd in Bayern und anderen Ländern ein.
Ruinen des BergbauerndorfsZoombild vorhanden

Ruinen des Bergbauerndorfs Oberbreitenau mit dem ehemaligen Anwesen Greilhof, dem heutigen Landshuter Haus

In Chroniken und Urkunden finden sich Namen und Beschreibungen von zahlreichen heute verschwundenen Siedlungen. Verfallenes und versunkenes Mauerwerk, aber auch Flur- und Wegenamen künden von diesen längst verschwundenen Weilern und Höfen.

Die höchst gelegene Siedlung im Vorderen Bayerischen Wald, das Bergbauerndorf Oberbreitenau, existierte 350 Jahre lang. Wegen des rauhen Klimas und der kargen Böden war den Bewohnern nur ein bescheidenes Auskommen möglich. Nach und nach wurden deshalb die Anwesen verlassen und verfielen. In den 1920er Jahren erwarb der Freistaat Bayern die Flächen und forstete einen Großteil der ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen auf. Neben Ruinen ist nur der ehemalige Greilhof erhalten geblieben, heute bekannt als das „Landshuter Haus“.
WaldwegZoombild vorhanden

Der Böhmweg, ein alter Verbindungsweg zwischen Donau und Moldau

Siedlungen waren immer durch Wege verbunden. Menschen zu Fuß mit Tieren oder mit Fahrzeugen waren auf diesen unterwegs. Über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg hinterlässt das Spuren im Boden. Besonders im Wald lassen sich die vom Verkehr früherer Zeiten geschaffenen Eintiefungen und die alten Befestigungen noch gut erkennen. Zu den ältesten Verbindungen zwischen Donau und Moldau gehört der Böhmweg. Wohl schon zur Keltenzeit führte er über den Nortwald. Mit dem Bau der Ruselbergstraße verlor er an Bedeutung, heute ist er als Wanderweg markiert.

Schutz und Erhalt der Denkmäler

Bodendenkmäler sind einzigartige Kulturgüter im Wald. Sie sind sehr empfindlich und bei Verlust oder Beschädigung nicht wieder herstellbar. Moderne Forsttechnik ermöglicht eine boden- und bestandsschonende Holzernte. Falsch eingesetzt können jedoch nicht wieder gutzumachende Schäden entstehen. Alle, die im und mit dem Wald arbeiten, tragen daher eine besondere Verantwortung für den Erhalt unserer Kulturgüter.

Nachhaltige Forstwirtschaft ist angewandter Klimaschutz

Holzpolter BucheZoombild vorhanden

Holzpolter Buche

An einer Forststraße lagerten größere Mengen an frisch geernteten Fichten und Buchen. Ein privater Forstbetrieb hatte einen größeren Mischbestand durchforstet. Beim Forstamt gingen zahlreiche Beschwerden ein. Deren Grundtenor war die Befürchtung, mit dem Holzeinschlag würde der Wald kaputt gemacht, wir müssten doch unsere Wälder schützen und unter anderem wegen des Artenschutzes am besten auf jegliche Holznutzung verzichten. Die frühere Selbstverständlichkeit, dass wir unsere Wälder nutzen, ist bei immer größer werdenden Teilen der Gesellschaft offensichtlich verloren gegangen. Im Sinne des Natur- und Artenschutzes solle auf eine Bewirtschaftung des Waldes verzichtet werden, Natur Natur sein lassen ist das beherrschende Schlagwort.
Holzbringung im Winter (mit Forwarder)Zoombild vorhanden

Holzbringung im Winter (mit Forwarder)

Der dramatische Rückgang der Artenvielfalt ist evident. Nicht zuletzt deshalb hatte das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ diesen fulminanten Erfolg. Im Zentrum des gesellschaftlichen Bewusstseins ist angekommen, dass wir so wie bisher nicht mehr mit unserer Umwelt umgehen dürfen. Sollten wir deshalb besser damit aufhören, unsere Wälder zu bewirtschaften, Hölzer im Rahmen einer nachhaltigen Forstwirtschaft zu ernten?
Förster zeichnet Bestand ausZoombild vorhanden

Förster zeichnet Bestand aus

Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist es, unsere Wirtschaftsweise nachhaltig zu gestalten. Bereits in den 1970er Jahren stellte der "Club of Rome" die Grenzen des Wachstums fest. Fossile Rohstoffe wie Erdöl, Kohle oder Gas stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Ihre Gewinnung und Nutzung haben massive Auswirkungen auf unsere Ökosysteme. Der Klimahaushalt verändert sich infolgedessen dramatisch.
Einzelstammweise NutzungZoombild vorhanden

Einzelstammweise Nutzung

Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe bietet Möglichkeiten, nachhaltiger zu wirtschaften. In Deutschland ist Holz der wichtigste nachwachsende Rohstoff und spielt für die Bioökonomie eine zentrale Rolle. Alles, was aus Erdöl produziert werden kann, lässt sich mittlerweile auch aus Holz wie zum Beispiel Biokunststoff und Textilfasern herstellen.
Holz ist zugleich gespeichertes Kohlendioxid. Pro Kubikmeter Holz wird eine Tonne Kohlendioxid gespeichert. Holzverwendung ist somit angewandter Klimaschutz. Je langfristiger die Verwendung wie zum Beispiel beim Holzhausbau ist, desto besser. Noch besser wird die Klimabilanz von Holz, wenn dabei berücksichtigt wird, dass durch die Verwendung von Holz die Produktion von Zement verringert wird. Rund acht Prozent der globalen Treibhausemissionen wird durch die weltweite Zementproduktion verursacht. An einer nachhaltigen Forstwirtschaft führt daher kein Weg vorbei. Zu wichtig ist ihr Beitrag zu einem wirksamen Klimaschutz.
Den Belangen des Artenschutzes wird am besten durch eine naturnahe Bewirtschaftung Rechnung getragen. Alle Untersuchungen zeigen, Bayern ist hier auf einem sehr guten Weg. So geht aus dem jüngsten „Bericht zur Lage der Natur“ des Bundesumweltministeriums unter anderem hervor, dass sich seit knapp zehn Jahren die Zahl der Waldvögel erhöht. Eine Folge des zunehmenden Anteils von Totholz und Habitatbäumen.
Lange umstritten war eine quotenmäßige Festlegung zur Stilllegung von Waldflächen im Staatswald. Im Zuge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ wurde jetzt vereinbart, zehn Prozent des Staatwaldes von einer Bewirtschaftung künftig auszunehmen. Im Sinne des Artenschutzes ist dies sicher eine wertvolle Ergänzung zur naturnahen Bewirtschaftung unser Wälder. Hat doch schon der Heilige Franz von Assisi gefordert, im Konvent immer einen Teil des Gartens unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen.

Wald und Landwirtschaft im Wandel der Zeiten

So wichtig der Wald heute noch für manche landwirtschaftlichen Betriebe als Sparkasse und Einkommensquelle ist, in der Vergangenheit, etwa bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war der Wald für die Landwirtschaft noch von ganz anderer Bedeutung. Die Bauern waren in ihrer Existenz vom Wald abhängig.

Der Nährwald

Schafherde mit HirteZoombild vorhanden

Schafherde mit Hirte

In erster Linie war der Wald damals Nährwald, das heißt er diente als Weidemöglichkeit für Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine. Zusammen mit dem Acker war er Existenzgrundlage der Bauern.
Jeder von uns weiß, welche gewaltigen Mengen an Eicheln und Bucheckern in einem guten Frucht- oder Mastjahr am Boden liegen können. Solche Mast war ein Segen, um den man betete. Denn, war der Fruchtansatz der Bäume gut, konnten viele Schweine gemästet werden. Das gab viel Fleisch, Schinken und Speck. Diese Schweinemast, an die uns heute nur noch das Wort erinnert, hatte damals eine Bedeutung, die wir uns heute kaum noch vorstellen können.

Schweinefleisch ist wichtiger als Holz

Ein Ochse auf der WeideZoombild vorhanden

Ein Ochse auf der Weide

Nicht nach seinem Holzvorrat, wie heute, wurde der Wald bewertet, sondern nach der Zahl der Schweine, die in ihn eingetrieben werden konnten. Jeder Baum, der Früchte trug, also Buchen und Eichen, genoss deshalb einen besonderen Schutz. Schon in den germanischen Volksrechten wurde der mit Strafe bedroht, der einen solchen Baum schlug. Das fette Schwein war eben der größere Nutzen des Waldes für die Bauern und Herren. Gedauert hat die Schweinemast bis zu der Zeit, als die Kartoffel die Eichel ersetzte.
Aber nicht nur für die Schweine, auch für die Rinder, Schafe und Ziegen war der Wald eine wichtige Nahrungsgrundlage. Für sie fand der Bauer damals nicht genügend Futter in der Feldflur. Den größten Teil der Nahrung fanden die Rinder, Schafe und Ziegen im Wald. Und wenn im Winter auf dem Boden nichts mehr zu finden war, stieg man auf die Bäume und schnitt die Zweige ab. „Schneitelte“, wie man es nannte. Die Waldweide hat dabei dem Wald viel mehr geschadet als die Mast der Schweine. Ziegen fressen eben nicht nur die Baumfrüchte, sondern auch gleich die Bäume selbst, soweit sie hinaufreichen können.

Förster und Bauer, ein spannungsreiches Verhältnis

Die vielfältige Nutzung des Waldes durch die Bauern bedurfte der Aufsicht. Die Grundherren bestellten hierfür eigens Personal. Urkunden des Frühmittelalters nennen die Förster Forestarii. Zwangsläufig ergab sich zwischen Förstern und Bauern so manche Spannung, zu unterschiedlich war die Interessenlage. Die Förster sorgten für Ordnung, das Sammeln von Brennholz und seine Abfuhr aus dem Wald wurde beschränkt, Bäume durften nur geschlagen werden, wenn sie vorher vom Förster markiert worden sind. Auch die Waldweide wurde durch vielerlei Bestimmungen beschränkt. So konnten zum Beispiel Förster alle Jungwälder von der Beweidung ausschließen, „verhängen“ wie man es nannte. Jahrhundertelang schwelte der Konflikt zwischen Bauern und Förstern.
Ein gewaltiger Einschnitt erfolgte mit der Einführung der Fruchtwechselwirtschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Statt der Brache wurden Klee oder Hackfrüchte angebaut. Vieh konnte jetzt ganzjährig im Stall gehalten werden. Die Waldweide fand vielfach ein Ende. Gleichzeitig stieg aber der Streubedarf für die Ställe. Die Wälder wurden gerecht, um die letzten Blätter und Nadeln für den Stall zu gewinnen. Durch den dauernden Nährstoffentzug wurden viele Wälder regelrecht verwüstet und tragen noch heute mattwüchsige Bestände.
Im bayerischen Staatswald, hier haben wir genaue Angaben, wurden jährlich circa 1,5 Millionen Raummeter Streu gewonnen, eine gewaltige Menge.
Die Landwirtschaft und der Wald haben eine wechselhafte gemeinsame Geschichte. Überall hat der Mensch genutzt und geändert. Und trotz aller Einbußen wurde uns ein Walderbe hinterlassen, das ein Teil unsere Heimat ist. Das Wissen um die Geschichte dieses Erbes kann Hilfe sein, es zu bewahren.

Niederbayerns Wälder am Ende des 21. Jahrhunderts

Nahezu in jedem Jahr erleben wir ein Witterungsextrem. In den Jahren 2018 und 2019 wurde ein Hitzerekord nach dem anderen gebrochen. Wasser wurde zu einem kostbaren Gut, auf großer Fläche vertrockneten die Wälder. Eine Schadfläche von rd. 300000 Hektar, größer als das Saarland, entstand. Im letzten Jahr erfuhren wir auf dramatische Art und Weise, welche Schäden Starkregen anrichten können. 134 Menschen starben in den Fluten im Ahrtal.
Ohne Zweifel, der Klimawandel, ausgelöst durch unsere unmäßigen Kohlendioxidemissionen, ist im vollen Gang.
Zahlreiche Fragen drängen sich auf, ist der Klimawandel überhaupt noch zu stoppen, hat der Wald überhaupt noch eine Chance, wenn es wärmer und wärmer wird. Droht eine Versteppung der Landschaft?
Ein klimastabiler Eichen-HainbuchenwaldZoombild vorhanden

Klimastabiler Eichen-Hainbuchenwald

Seit Alexander von Humboldt, dem großen Universalgelehrten, wissen wir, Klimazonen bedingen die herrschende Vegetation. Erlebbar wird dies, wenn man den Monte Mottarone, den Hausberg der Mailänder am Lago Maggiore, hinaufwandert. Mit zunehmender Höhe werden dort mediterrane Eichen- und Esskastanienwälder durch die uns bekannten Buchenwälder abgelöst. Erst kurz vor dem kühlen Gipfel stellt sich die Fichte ein. Offensichtlich, Veränderungen des Klimas bedingen eine Veränderung des Waldes.
Es ist deshalb unzweifelhaft, mit zunehmender Erwärmung des Klimas wird sich auch der Wald in Niederbayern verändern. Das Ausmaß der Veränderung bedingt sich durch den Grad der Erwärmung. Keine Auskunft über die Zukunft des Waldes bekommen wir durch einen Blick in die Glaskugel, Wahrsagerei hilft uns nicht weiter. Halten wir uns lieber an die wissenschaftlichen Fakten:

Grob gesagt geht die Wissenschaft von zwei Klimaszenarien aus:

  • Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts erleben wir einen milden Klimawandel mit einer durchschnittlichen Temperaturerhöhung von 2 C°, wenn es uns gelingt, die CO2-Emissionen relativ rasch zu senken (Stichwort Kohleausstieg)
  • Ein harter Klimawandel mit einer Temperaturerhöhung bis zu ca. 4C° wird sich einstellen, wenn wir das CO2 emittieren wie bisher
Für den Raum Landshut, der mit Ausnahme der höheren Lagen des Bayerischen Waldes, in etwa repräsentativ für Niederbayern ist, hat man die unterschiedlichen Klimaszenarien berechnet. Bei einem milden Klimawandel wird die Jahresdurchschnittstemperatur am Ende des 21. Jahrhunderts auf 11,7 C° steigen, bei einem harten Klimawandel gar auf 14,1 C°.

Was bedeuten diese Werte für den Wald?

Auskunft bekommen wir darüber, wenn wir in Landschafträume schauen, wo bereits jetzt klimatische Verhältnisse herrschen, die wir in Niederbayern am Ende des 21. Jahrhunderts erwarten. Mit einer Raumreise können wir praktisch eine Zeitreise machen, und dabei landen wir in der Provence in Südfrankreich. Dort finden wir in den tieferen Lagen Eichenmischwälder mit Esskastanie, Feldahorn, Sommerlinde, Elsbeere etc.. An Nadelhölzern werden in der Provence Schwarzkiefern und Atlaszedern im großen Stil angebaut. Buchenwälder wachsen in den höheren Lagen, örtlich angereichert mit Tanne.
Ein Fichtenbestand wird auf Laubholz umgebautZoombild vorhanden

Ein Fichtenbestand wird auf Laubholz umgebaut

Aus diesem Befund können wir ableiten:
Unabhängig, ob wir einen harten oder milden Klimawandel erleben, der Wald bleibt bei uns als Wald erhalten, wenn auch in stark veränderter Form. Eine Steppenlandschaft wird nicht entstehen.
Mit Ausnahme der höheren Lagen des Bayerischen Waldes wird die Fichte am Ende des 21. Jahrhunderts keine nennenswerten Mischungsanteile mehr haben. Ab einer Jahresdurchschnittstemperatur von ca. 10,5 C° wird es ihr schlichtweg zu warm. Dürre und Borkenkäfer setzen ihr zu stark zu.
Die Buche ist eine ungemein plastische Baumart mit einem breiten Klimaspektrum. Sollte es jedoch zu einem harten Klimawandel kommen, wird es auch ihr zu warm. Ihre Grenze hat sie bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von ca. 12,5 C°. Momentan, das muss man jedoch unmissverständlich feststellen, befinden wir uns auf dem Pfad des harten Klimawandels.
Zusammenfassend kann man sagen, unsere Wälder werden sich durch den Klimawandel zum Teil erheblich verändern.
Insbesondere für die Fichte, aber auch für Kiefer und Lärche, wird es sehr schwierig. Im Interesse eines möglichst gleitenden Übergangs sollten wir deshalb die Nadelholzbestände aus Fichte und Kiefer konsequent und rasch in klimatolerante Mischbestände umbauen. Möglichkeiten haben wir viele, wir müssen nur die Herausforderung annehmen und konsequent handeln.