Prunus avium
Die Vogelkirsche – die Geringelte & Fruchtige

Zweig mit vielen grünen Blättern und kleinen roten KirschenZoombild vorhanden

Vogelkirschzweige mit Früchten
Foto: Anita Ottmann, AELF FFB

Wenn der "gemeine Leser" etwas von der Kirsche liest oder hört, denkt er fast immer an den typischen Kirschbaum im eigenen oder Nachbars Garten, an die wunderbaren Kirschen für einen Streuselkuchen oder die "eiweißreiche Wurmnahrung" der Früchte. Aber die Vogelkirsche als "wilde Form" wird ein ausgewachsener Waldbaum mit Höhen von um die 30 Metern.

Sie produziert wertvolles Holz im Wald und ist mit ihrer geringelten Rinde sehr gut erkennbar. Im Frühjahr ist sie mit den herrlichen weißen Blüten ein echter Hingucker im Wald und produziert auch wertvolle Früchte. Sie ist eine heimische Baumart, die seit Jahrtausenden schon bei uns angebaut und kultiviert wird.

Sie zählt zu den Edellaubbäumen

Die Vogelkirsche ist eher eine Lichtbaumart, die es gerne sonnig mag und deshalb auch auf freien, besonnten Flächen (im Wald) angebaut werden kann. Sie wurzelt tief und kann sich dadurch sehr gut im Boden verankern, sodass Stürme eigentlich eher selten Kirschbäume schädigen. Die Kirsche zählt auch zu den Edellaubbäumen, wie die Ulmen, Eschen, Ahorne. Das bedeutet, dass ihr Anspruch in punkto Nährstoffe eher hoch sind. Lehmreichere Standorte, wie sie das südliche Tertiäre Hügelland, aber auch Teile des Vorderen Bayerischen Waldes bieten, sind gute Kirschenstandorte. Wie praktisch alle Edellaubbäume wächst die Kirsche auch in der Jugend schnell und kann Baumhöhen von etwa 30 Meter erreichen. Wärme vertragen die Kirschen recht gut, Trockenheit einigermaßen.

Hat im Frühjahr herrliche weiße Blüten

ein einzelner Zweig mit grünen, länglichen, grob gesägten BlätternZoombild vorhanden

Vogelkirschzweig mit Blättern
Foto: Klaus Stögbauer

Die Blätter der Kirschen sind länglich, grob gesägt und wechselnd angeordnet. Bemerkenswert sind die im zeitigen Frühjahr herrlich weiß blühenden Blüten der Kirsche. Wer sich im Frühjahr mal unter eine blühende Wildkirsche am Waldrand gestellt hat, wird das Summen und Surren der Bienen und Insekten nicht vergessen, die sich auf den frühen Pollen/Nektar des Kirschbaumes fast zu Hunderten stürzen. Die anschließend reifenden Kirschen sind viel kleiner als unsere gezüchtete Hausform. Sie schmecken aber sehr gut, leicht säuerlich beziehungsweise herb-süß und haben im reifen Zustand eine gewisse Farbspreitung, von dunkelrot bis fast schwarz. Einen entscheidenden Vorteil haben die kleinen Kirschen – sie haben ähnlich der Sauerkirsche keine Würmer. Ein Kirschkuchen aus Wildkirschen ist eine Delikatesse und ein Zeichen hohen Arbeitsaufwandes für die Ernte. Die Vögel stürzen sich ebenfalls auf die reifen Früchte und verbreiten so diese Art erfolgreich, daher auch der Name "Vogel-Kirsche".

"Kirschschnaps", "Kirschkernkissen" oder "Barbarazweige"

Der aus den Früchten gebrannte Kirschschnaps ist nach wie vor beliebt. Ebenso werden die gesammelten und getrockneten Kirschkerne, in Säckchen gegeben und im Ofen erhitzt, als Kirschkernkissen sehr gerne genutzt als Wärmequelle für das Bett oder bei Verspannungen oder Rheuma. Ein bekannter Brauch sind auch noch die sogenannten "Barbarazweige". Zum 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara, soll man Kirschzweige (oder auch andere Obstzweige) abschneiden und in eine Vase mit lauwarmem Wasser stellen. Bis zum. 24. Dezember werden dann die weißen Blüten aufgehen und haben in früherer Zeit etwas Licht und Frühling in die dunkle Jahreszeit gebracht. Vielleicht probiert der ein oder andere Leser diesen Brauch wieder mal aus.

Ist eines der wertvollsten Laubbaumhölzer

Um zu dem wertvollen Holz der Kirsche zu kommen, muss beziehungsweise sollte der Waldbesitzer eine Besonderheit bedenken. Das Holzbrett ist immer besonders wertvoll, wenn es keine Äste drin hat – unabhängig von der Ästhetik eines schönen Brettes mit den dunklen Astresten. Die Kirsche hat aber die unangenehme Eigenschaft, dass die Äste, auch wenn sie schon abgestorben sind, nicht abfallen. Daher empfiehlt es sich, die besten Kirschbäume zu asten. Gerade Stämme mit sechs bis acht Metern oder noch mehr ohne Äste sind eine sehr gute Investition. Das Holz der Kirsche ist wirklich eines der wertvollsten aller heimischen Laubbäume. Es ist anfangs eher hell gelb, unter Lichteinfluss wird es dann langsam rötlich braun, eine sehr angenehme warme Farbnote. Eine grünlichere Verfärbung wäre eher weniger gefragt. Holzstrahlen und sogenannte Fladern machen das optische Bild eines Brettes nochmal lebendiger und attraktiver. Seine Elastizitäts- und Festigkeitswerte sind gut und es hat gewisse Härte. Furniere oder edle Schreinerprodukte können die Innenbereiche von Häusern schmücken.

Interessante Baumart für den Wald von Morgen

Die Kirsche ist eine sehr interessante Baumart für den Wald von Morgen. Die Anlage kleinerer Kirschenbestände auf den entsprechend geeigneten Standorten ist auf jeden Fall eine wertvolle Mischung. Da der Waldbauer hierzu nur Kirschen aus zugelassenen, besten Waldbeständen verwenden sollte, ergibt sich für den ein oder anderen eine interessante Nebenerwerbsquelle. Baumschulen wollen die kleinen Kirschen solcher zugelassener Bestände liebend gerne ernten und entschädigen den Waldbesitzer dafür. Einen der schönsten Kirschenbestände gibt es im Raum Rottensdorf bei Loitzendorf an der nördlichen Landkreisgrenze Straubing-Bogen.

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