Digitale Exkursion zum Insektenzüchter
Larven als Proteinfutter für Fische, Hühner, Schweine

Zwei Männer halten in einer Produktionshalle einen Korb mit Fliegenlarven.Zoombild vorhanden

© FarmInsect

Ausgestattet mit Smartphones und Mikrofonen für die Video- und Tonübertragung hatten sich die Referendare Silke Fischer und Dr. Josef Prücklmaier im März 2024 zu dem jungen Unternehmen FarmInsect begeben.

Im Straubinger Klassenzimmer harrten während der digitalen Exkursion ihre Kollegin Franziska Plank, die Studierenden der Landwirtschaftsschule und einige Lehrkräfte der Live-Übertragung. Die jungen Landwirtinnen und Landwirte wollten etwas über Chancen und Herausforderungen der Insektenmast hören, um das Potenzial für den eigenen Betrieb abschätzen zu können.

Die Gründer Wolfgang Westermeier und Thomas Kuehn beschlossen im Jahr 2017, als die EU Insekten als Futtermittel zuließ, die Landwirtschaft mit Insektenprotein klimafreundlicher zu gestalten. Ihr Plan war es, mit dem nachhaltigen, regionalen und kostengünstigen Futtermittel eine Alternative zur Produktion und dem weltweiten Transport von Soja und Fischmehl zu schaffen.
Schwarze Soldatenfliege ideal für Insektenmast
Westermeier und Kuehn konstruierten einen Prototyp, dann eine automatisierte Mastanlage. Im nächsten Schritt startete die Produktion von Larven der Schwarzen Soldatenfliege, um deren Eignung für die Insektenmast zu testen. Laut Firmeninhabern besteht ein Bedarf an hochwertigem Protein insbesondere in der Fütterung von Fischen, Hühnern, Schweinen und Heimtieren. Geht es nach den Firmeninhabern, wollen sie in zehn Jahren das gesamte Soja- und Fischmehl in der EU durch Insektenprotein ersetzen.
Bisher, so hieß es, seien Insekten in der Nutztierfütterung, wo sie Soja und Fischmehl zum Teil ersetzen, nicht wirtschaftlich. "Noch nicht", sind sich die Insektenzüchter sicher. Derzeit bestehe die Chance für die Landwirte darin, durch die Insektenmast eine zusätzliche Einnahmequelle zu generieren, sagen Westermeier und Kuehn. Dafür würden sie die von FarmInsect bereitgestellten Junglarven in den eigens dafür entwickelten Anlagen mästen und anschließend verkaufen. Der Absatz ist durch Abnahmeverträge mit FarmInsect gesichert. Alternativ können sie die Larven auch selbst verfüttern.
Zwei Hände voller Fliegenlarven und Futtersubstrat.Zoombild vorhanden

© FarmInsect

Zucht in Klimakammern
Ernährt werden die Insekten durch von den Unternehmern entwickelte Rationen, in welche Reststoffe der regionalen Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie einfließen können. Um Insekten zu züchten, bedarf es gewisser klimatischer Voraussetzungen. Kern der Anlage sind deswegen Klimakammern, die für eine ideale Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Luftzufuhr sorgen. Der Temperaturbedarf liegt größtenteils bei über 30°C.
FarmInsect zieht die Junglarven heran und versendet diese per Spedition. In diesem Stadium sind sie kaum zu sehen. Nach dem Prinzip des Vertical Farmings kommen Paletten mit Kisten in 13 Lagen in die Kammern. Jede Box wird zuvor mit einer Futtermischung und Junglarven gefüllt. Innerhalb einer Woche wachsen sie zu einer Größe von 1,5 Zentimetern heran und erhöhen ihr Gewicht um den Faktor 250. Automatisiert werden die Boxen über einem Sieb entleert, welches die Larven und den verbliebenen Kompost trennt. Die Insekten können im Anschluss entweder lebend verfüttert oder zu Proteinmehl verarbeitet werden.
Bestandsgebäude nutzen
Die Junglandwirtinnen und -landwirte im Straubinger Klassenzimmer interessierte brennend, wie es um die Wirtschaftlichkeit der Insektenzucht bestellt ist und welche Voraussetzungen es dafür braucht. Idealerweise nutzten die Landwirte Bestandsgebäude für die Insektenzucht, erklärte Christoph Scholze, zuständig für Sales Business Development, während der Führung durch den Betrieb. Die Produktionsstätte der Firma FarmInsect sei beispielsweise in einem alten Schweinestall eingerichtet worden. Vorteilhaft sei eine Kombination mit vorhandenen Biogasanlagen, deren Abwärme für die Insektenzucht genutzt werden könne. Beides erhöhe die Wirtschaftlichkeit.
Dank der reibungslosen, digitalen Übertragung des Firmenbesuches konnten die Studierenden direkt alle ihre Fragen stellen. Sie diskutierten eifrig Chancen und Grenzen dieses eventuellen Betriebszweiges.