Erstes "Regionaltisch"-Treffen von Lebensmittelerzeugern und Küchenchefs
Mehr Bio-Regio in der Gemeinschaftsverpflegung

Köchin bestückt Nachtischschale mit Obststücken

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Landwirtschaftsverwaltung unterstützt Vernetzung

Rund 1,8 Millionen Menschen in Bayern essen jeden Tag in Kantinen, Kitas, Bildungseinrichtungen und Heimen – Tendenz steigend. Künftig sollen diese Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung ihre Lebensmittel verstärkt bei Landwirten, Erzeugern und Verarbeitern aus der Region beziehen. Das hat der bayerische Ministerrat beschlossen. Hierzu braucht es die Vernetzung von Erzeugern und Verarbeitern. Zu einem ersten Treffen Anfang Februar 2023 kamen 25 Interessierte aus Landwirtschaft, Verarbeitungsbetrieben, Gemeinschaftsverpflegung, Ämtern, Politik und Bauernverband an das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf-Straubing.

Kantinen des öffentlichen Dienstes als Vorreiter
Künftig sollen mindestens 50 Prozent der Gerichte, die in staatlichen, kommunalen und öffentlichen Kantinen aufgetischt werden, aus regionaler oder biologischer Erzeugung stammen. Alle weiteren Träger sollen ermutigt werden, den Anteil an regionalen und ökologisch erzeugten Produkten zu erhöhen. Beim ersten „Regionaltisch“-Treffen zeigte sich die bereits hohe Motivation einiger Küchenchefs. Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung reichen von kleinen Kinderkrippen mit vielleicht 30 Essen pro Tag bis hin zu großen Krankenhäusern mit hunderten Gerichten täglich. Die Zielgruppen mit spezifischen Ernährungsanforderungen variieren vom Kleinkind bis zum pflegebedürftigen Senior. Betreiber und Küchenverantwortliche, die Regio und/oder Bio auf ihrem Speisezettel wollen, nehmen erheblichen organisatorischen Mehraufwand auf sich und stoßen dennoch an so manche Grenze.
Verfügbare Fleischmengen reichen nicht für Großkantinen
Großes Thema sind die vorhandenen Mengen. So seien im Landkreis nicht ausreichend viele Metzger ansässig, die (bio-)regionales Fleisch, gleichbleibend hoher Qualität sicher liefern könnten – also in etwa 500 Schnitzel und nicht nur 50, hieß es. Ein weiteres Problem sei das Vergaberecht. In der Regel müssten Lebensmittellieferungen ausgeschrieben werden. Doch würden bei diesen Verfahren kleinere Anbieter wie landwirtschaftliche Direktvermarkter und regionale Metzgerbetriebe häufig den Kürzeren ziehen. Preislich könnten sie oft nicht mithalten und andere Qualitäten zählten beim Vergaberecht nicht. Hier gelte es zu erkunden, welche ungenutzten Möglichkeiten für kleinere regionale Anbieter im Vergaberecht schlummerten.
Frischei: Nicht gefragt in Gemeinschaftsverpflegung
In ausreichender Menge regional erzeugt, aber nicht in der von den Abnehmern gewünschten Form vorhanden, ist das Ei. Es stellte sich heraus, dass Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung pasteurisiertes Ei im Tetrapack meist dem Frischei vorziehen. Gründe hierfür sind Hygienestandards, die Angst vor Lebensmittelinfektionen oder davor, dass Schalenstückchen Patienten gefährden könnten. Offen bleibt die Frage, wo es in der Gemeinschaftsverpflegung im Landkreis tatsächlich noch Bedarf für Frischei gibt.
Bäuerliche Erzeugung zu teuer? Nicht unbedingt!
So manches Angebot – beispielsweise von Eiernudeln aus bäuerlicher Erzeugung – scheitere schlicht am Preis, bedauerten Anwesende und wünschten sich finanzielle Unterstützung. So solle das Schulfruchtprogramm nicht nur für Kindergartenkinder, sondern auch für Krippenkinder finanziert werden. Wünschenswert wäre ein Bio-Caterer für die Kindergarten- und Schulverpflegung im Landkreis. Verfügten Kindertagesstätten aber über eine eigene Küche und Personal, sei dies die optimale Voraussetzung, um eine kindgerechte Verpflegung sicherzustellen. Mancherorts funktionieren Kooperationen bereits gut. So berichteten Küchenleiter, dass sie sich frisches Gemüse und Milch direkt vom Erzeuger liefern ließen und damit sehr zufrieden seien.
Online-Plattformen zur Vernetzung
Die neue Online-Plattform "RegioVerpflegung" soll – nach Registrierung – Erzeuger und Verarbeiter mit Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung vernetzen. Diese zielgruppenspezifische Plattform ist die Dritte nach "Regionales Bayern" für Endverbraucher und "Wirt sucht Bauer" für Gastronomen. Verantwortliche der Gemeinschaftsverpflegung, die ihr Essensangebot gesünder und nachhaltiger gestalten möchten, finden Coaching und Unterstützung bei der Gemeinschaftsverpflegung Niederbayern am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Abensberg-Landshut.
Informationen bei Kerstin Fischer, AELF Deggendorf-Straubing, Telefon (09421) 8006-0 oder per E-Mail:

poststelle@aelf-ds.bayern.de