Praktikergespräch mit Kautschuk-Pionier
"Vieles ergibt sich, wenn man offen ist für Neues"

Die Pusteblume liebt jedes Kind. Gärtner sehen den Löwenzahn nicht so gern. Für Dr. Fred Eickmeyer, der 2010 die Firma ESKUSA gegründet hat, ist der Löwenzahn kein Unkraut, sondern ein wertvoller Rohstofflieferant für Naturkautschuk. Diese und weitere Pflanzen wie Arnika, gelber Enzian oder Rainfarn werden von dem promovierten Gartenbauingenieur vor den Toren Straubings gezüchtet.

Die Saatgutvermehrung z. B. beim Löwenzahn oder den Anbau von Arnika zu Arzneizwecken übernehmen Landwirte aus der Umgebung. "Eine interessante Nische", dachte sich so mancher Studierenden nach dem Vortrag und der regen Diskussion.

Pflanzenzüchter Dr. Fred Eickmeyer stellt den Studierenden sein Unternehmen ESKUSA vor. Zoombild vorhanden

Dr. Fred Eickmeyer

Praktikergespräche an der Landwirtschaftsschule Straubing
Da im Schulwinter 2020/21 Betriebsbesuche coronabedingt schwierig sind, der "Blick über den Tellerrand" aber keinesfalls zu kurz kommen soll, werden in einer losen Reihe Praktiker in die Schule eingeladen. Fred Eickmeyer, der auf 25 Jahre Pflanzenzuchterfahrung zurückblicken kann, kam, als noch Präsenzunterricht möglich war, zu einem Praktikergespräch an die Landwirtschaftsschule Straubing. Getreu seinem Motto "vieles ergibt sich, wenn man offen ist für Neues", ist Eickmeyer in vielen Bereichen aktiv. Neben nachwachsenden Rohstoffen interessiert er sich auch für Heilpflanzen.
Löwenzahn wird auf einem Feld als Reihenkultur angebautZoombild vorhanden

Ein ganzes Feld voller Pusteblumen

Naturkautschuk ist besser
Synthetischer Kautschuk auf Mineralölbasis kann das Naturprodukt nur bedingt ersetzen. Naturkautschuk ist deutlich strapazierfähiger. An der erfolgreichen Weiterentwicklung des Russischen Löwenzahns von der Wildpflanze zum Nachwachsenden Rohstofflieferanten für Kautschuk waren Eickmeyer und sein Team maßgeblich beteiligt. Vor allem soll der Kautschukanteil in der Wurzel erhöht werden, damit ein Anbau wirtschaftlich möglich ist. "Derzeit liegt er bei etwa zehn Prozent, Ziel sind 15 Prozent", so der Pionier. Vor zwei Jahren wurde er für seine züchterische Arbeit mit dem renommierten Ernst-Pelz-Preis ausgezeichnet. Fahrradreifen aus Löwenzahnkautschuk sind mittlerweile auf dem Markt. Auto- und Lastwagenreifen wurden bereits mit gutem Erfolg getestet.
gelb blühende Arnikapflanzen in GroßaufnahmeZoombild vorhanden

Arnika wird für Arzneien genutzt

Arnikatinkturen sind ein bewährtes Heilmittel
Die Firma "Eickmeyer Sonderkulturen und Anbau" beschäftigt derzeit 10 Mitarbeiter und bietet Saatgut und Jungpflanzen für Sonderkulturen an, wie sie von Pharma- und Kosmetikherstellern nachgefragt werden. "Arnika zum Beispiel wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd. Daher werden Arnikatinkturen bei Prellungen oder Blutergüssen verwendet", so der Pflanzenzüchter. Allerdings ist die Pflanze, die ursprünglich im Bayerischen Wald weit verbreitet war, mittlerweile streng geschützt. So züchtet Eickmeyer nicht nur Arnika, sondern organisiert auch den Anbau der begehrten Heilpflanze in gewünschter Menge für einen Kunden. Das Ziel Eickmeyers ist es, "eine Sorte mit hohen Wirkstoffgehalten bei einem hohen Blütenertrag zu züchten".

Und gleichzeitig soll durch die Züchtung erreicht werden, dass die Pflanze maschinell erntefähig ist. Dafür ist ein möglichst einheitlicher Blütenhorizont nötig. Die Arnikapflänzchen werden dann von Landwirten auf den Feldern angebaut. Ein weiteres Ziel hat der Pionier auch schon vor Augen: Er möchte ein Verfahren entwickeln, "mit der die teure Pflanzung der Jungpflanzen durch eine Direktsaat ersetzt werden könne". Und so mancher Studierende überlegte sich nach dem spannenden Einblick in den Anbau von Heilpflanzen, und dem Hinweis des Unternehmers, dass er noch Anbauer suche, ob es wirklich immer Zuckerrüben sein müssen.