Seminartag an der Landwirtschaftsschule Straubing
Meine Sicht, deine Sicht - reden wir darüber!

Meine Sicht, deine Sicht - reden wir darüber! Unter diesem Motto stand der Seminartag an der Landwirtschaftsschule Straubing. Wer hat sich nicht schon mal über die Darstellung der Landwirtschaft in den Medien geärgert und sich gewünscht, es möge positiver oder zumindest realistischer berichtet werden. Fragt sich nur, was ist eine realistische Darstellung? Es gibt nur selten die eine Sichtweise. Und wer beeinflusst eigentlich wie die Landwirtschaft dargestellt wird? Drei Referentinnen aus unterschiedlichen Bereichen haben ihre Sicht auf die Landwirtschaft vorgestellt und mit den Studierenden diskutiert.

Fürst Birgit steht bei einem Studierenden und erklärt ihm wie er bei einem Interview antworten sollZoombild vorhanden

Birgit Fürst, BR

Ausgewogene Berichterstattung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es nicht nur zu unterhalten sondern auch zu informieren und zu bilden. 3.500 festangestellte Mitarbeiter und 1.700 feste freie Mitarbeiter sorgen für eine ausgewogene Berichterstattung, so Birgit Fürst, die u. a. Beiträge für "Unser Land" macht. Nicht immer gelinge es in der knappen Zeit, meist sind es 5 Minuten die für einen Beitrag zur Verfügung stehen, alle Aspekte des Themas ausreichend zu beleuchten. Was in einem einzelnen Beitrag nicht möglich ist, wird aber in der Gesamtheit des Programms erreicht. Die Berichterstattung ist ausgewogen.
Oft ist es auch schwer einen Landwirt zu finden, der bereit ist die Stalltüren fürs Fernsehen zu öffnen.

"Findet sich kein konventioneller Landwirt, weicht man auf Ökobetriebe aus und bekommt dann den Vorwurf, einseitig zu berichten", so Fürst. Die Journalistin appellierte an die Studierenden, Presseanfragen positiv zu sehen und die Chance, die eigene Sicht darzulegen, zu nutzen. "Bleiben Sie bei Interviews authentisch und antworten Sie ruhig im eigenen Dialekt", so ihr Ratschlag.

Cornelia Schwenk steht vor der Tafel und stellt EIT Food vor. Zoombild vorhanden

Cornelia Schwenk, Projektmanagerin bei EIT Food

"Wir müssen unser Lebensmittelsystem nachhaltiger machen"
Seit 2018 gibt es das European Institute of Innovation and Technology (EIT) in Freising. Das EIT Food Netzwerk besteht derzeit aus über 65 Partnern in ganz Europa. Am Standort Freising arbeiten 16 Mitarbeiter daran, das Lebensmittelsystem nachhaltiger, gesünder und vertrauenswürdiger zu gestalten. Die Vision von EIT Food ist eine Welt in der jeder Zugang zu nachhaltigen, gesunden und sicheren Lebensmitteln hat - mit Vertrauen und Fairness vom Feld bis zur Gabel. "Deshalb versuche EIT Food mit allen im System zu reden", betonte Projektmanagerin Cornelia Schwenk. Dazu zählen für Schwenk Landwirte, Lebensmittelindustrie und Lebensmittelhandel ebenso wie Forschung und Lehre und natürlich im Besonderen der Konsument.

Durch die Unterstützung von Start-up-Unternehmen im Agrar- und Lebensmittelbereich soll die Einführung innovativer Produkte für gesündere und nachhaltigere Lebensmittel erreicht werden. In einem Projekt werde derzeit versucht Rindern Algen zu füttern und dadurch die Methanemissionen bei Rindern zu reduzieren.

Eva-Maria Haas stellt mit Hilfe einer Power Point Präsentation der Verein "Unsere Bayerischen Bauern" vor. Zoombild vorhanden

Eva-Maria Haas, Verein "Unsere Bayerischen Bauern e.V."

"Informieren, diskutieren, argumentieren"
Eva Maria Haas ist Geschäftsführerin des 2016 gegründeten Vereins „Unsere Bayerischen Bauern e.V.“ Ziel der Vereins ist es, die bayerische Land- und Forstwirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt vorzustellen und die Qualität der regionalen Erzeugung ins Bewusstsein der Verbraucher zu rücken.
Nur die wenigsten haben noch eigene Erfahrungen in und mit der Landwirtschaft. "Wer kann schon genau wissen, wie lange ein Ferkel gemästet wird, welches Futter Milchkühe bekommen oder was ein Ackerbauer für die Bodenpflege tut?", sagte Geschäftsführerin Eva-Maria Haas. Halbwissen führe zu Misstrauen. "Da gibt es nur ein Gegenmittel: Transparenz." Daher will der Verein informieren, diskutieren und argumentieren.

Mit ihrer langen Tradition schaffen die bayerische Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei nicht zuletzt eine wichtige Basis für Tourismus, Erholung und Ernährung. "Diese Stärke sollte sich auch in ihrem Image widerspiegeln", so Eva-Maria Haas.